Tag 2+3

Ich wäre zwar erschöpft genug gewesen, um wirklich gut zu schlafen, wäre ich nicht jedes Mal umdrehen von den Schmerzen aufgewacht - ALLES TAT WEH!! Wie sollte ich nur weitergehen?

Nachdem ich nochmal radikal mein Rucksackgewicht auf 9kg reduziert habe, bin ich mehr oder weniger gegangen, mehr gehumpelt - sprich Quasimodo-mäßig. Jeder Schritt erinnerte mich an meinen falschen Ehrgeiz gestern. Der Weg von Gösting nach Thal wirkte endlos. Irgendwann kam dann doch das Ortsschild. Und die Kirche. Ich holte mir meinen ersten Stempel für meinen Pilgerpass, was mich schon wieder ein paar der Schmerzen vergessen ließ, zumindest bis zum nächsten Schritt. Also habe ich mich einfach vor die Kirche gesetzt und gezeichnet. Genau zum richtigen Zeitpunkt hat mich einer meiner Herzensmenschen daran erinnert, wie wichtig es ist, auf den eigenen Körper zu hören. Auch wenn das vielleicht nicht gerade das ist, was der Stolz oder das Ego will. Also habe ich mir in Thal eine Unterkunft gesucht, zu welcher ich mich gegen Mittag hingequält habe. Dort angekommen habe ich nicht einmal gefragt, wie viel die Nacht kostet oder ob und wann es Frühstück gibt. Ich wollte einfach nur mehr auf mein Zimmer, duschen, meine Beine verarzten und schlafen. Und genauso hat mein restlicher Tag auch ausgesehen. Natürlich habe ich auch ganz vorbildlich gedehnt, denn sonst hätte ich mich wohl gar nicht mehr bewegen können.


ERKENNTNIS des Tages:

Höre auf deinen Körper, egal was dein Stolz oder dein Ego zu sagen hat. Ihr seid ein Team. 


Am nächsten Morgen ging es mir erstaunlich gut! Ich fühlte mich wie ein neuer Mensch! Nach einem leckeren Frühstück und dem Tapen meines rechten Fußes und Knies ging es auch schon weiter. Ich konnte das Gehen richtig genießen, so (fast) schmerzfrei. Darüber freut man sich viel zu selten. Die Etappe war leider wieder sehr Asphalt-lastig, wobei besser als die 1.Etappe. Ich hatte nette Unterhaltungen mit Fremden, sah schöne Ortschaften und spielte das "Regen - Poncho an - Regen aus - Poncho aus - Regen -..." - Spiel und kam schließlich müde und vor allem hungrig in St. Pankrazen an. Die Nacht verbringe ich in der Unterkunft der pilgerfreundlichen und sehr netten Familie Scherr.


ERKENNTNIS des Tages:

Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen

Regen- Regentröpfchen....
Regen- Regentröpfchen....