Tag 29 + 30

Zuerst möchte ich mich bei euch für die vielen lieben Kommentare und Rückmeldungen bedanken! Ich freue mich wirklich unfassbar über jede einzelne Nachricht und die positive Resonanz, die ich von euch bekomme! Das motiviert und inspiriert mich so sehr! DANKE! 


Der Morgenhimmel des 29.Tages war blau, aber die Temperaturen mit knappen 10 Grad eher herbstlich. Nachdem ich die stattliche Rechnung von 144€ für 2 Nächte (20€ pro Tag Zuschlag wegen Einzelperson - in den Bergen soll anscheinend mehr gekuschelt werden) bezahlt hatte, wanderte ich direkt vom Matreier Tauernhaus rechts über Serpentinen hinauf. Der Weg schlängelte sich durch Wälder und über Wiesen. Kurz vor der Grünseehütte stand "Die Wächterin der Pforte" - eine Kuh mit ihrem ganz jungen Kälbchen direkt vor dem Einstieg in die Weide, weshalb ich einen großen Bogen um diese machte und weiter weg über den Zaun kletterte. Der Drei-Seen-Weg, der von dem Grünsee über den Schwarzsee und dem Grausee zur Messelingscharte führt, war sehr schön und angenehm zu gehen. Aber mit jedem See zogen mehr Wolken auf....bis ich selbst eingehüllt in eine Wolke oder Hochnebel stand. An der Scharte entschied ich mich mit Sack und Pack, den mit ca. 1 Stunde Zusatzgehzeit am Weg liegenden, Messelingkogel zu besteigen. Der oberste Felsen muss in einer luftigen Felspassage, welche aber mit Stahlseil gesichert ist, umgangen werden. Stolz, dass ich es auch mit meinem schweren Rucksack problemlos schaffte, stand ich glückselig vor dem Gipfelkreuz im Nebel.


Messelingkogel mit dickem Rucksack
Messelingkogel mit dickem Rucksack

Nach dem Abstieg zurück zur Scharte führte ein eher flacher Weg über den "Alten Tauern", wo sich zwei sehr neugierige Schafe von mir streicheln ließen und über den "Weinbichl", der wieder ein kurzes Stück seilgesichert ist. Nach wenigen Minuten erhaschte ich immer mal wieder durch eine Lücke im Nebel einen Blick auf die St. Pöltner Hütte auf 2481m, die mein heutiges Tagesziel war.


Da ich schon so früh angekommen war, meine Beine noch fit waren und die Wolkendecke gerade aufgerissen war, beschloss ich, nach Rücksprache mit dem Wirt, gegen 14 Uhr den Tauernkogel in Angriff zu nehmen. Rauf ins Lager, kleinen Tagesrucksack packen und Abmarsch. Nach wenigen Minuten war das schöne Wetter wieder vorbei. Über grobe Steinblöcke führt der Weg hinauf bis zu einem großen, langen Schneefeld, das schräg nach oben zu queren ist. Gar nicht so einfach bei Nebel. Und so ganz allein. Schon ein seltsames Gefühl. Einige Kletterstellen später traf ich auf einen Steinbock relativ nah bei mir. Ich glaube, wir waren beide gleich verdutzt. Das Gipfelkreuz konnte ich erst ca. 2 Minuten, bevor ich es erreicht hatte, erkennen. Doch dann - wie bestellt - erwartete mich oben angekommen die Sonne mitten im Nebel. Ich bin mir fast sicher, es war Wolke #7 in der ich da auf 2989m stand. Das war bisher der höchste Gipfel, den ich allein bestiegen hatte. Ein unglaublich berauschendes Glücksgefühl und ein Ego-Boost.


Der Abstieg erwies sich als äußert mühsam, da der Nebel sich immer mehr verdichtete. Vor allem das Schneefeld war eine besondere Herausforderung. Denn außer weiß, war alles... ja genau:     weiß. 


Unten wartete schon der Hüttenwirt Reinhold auf mich und begrüßte mich mit den Worten: "Magdalena, guat dassd do bischt. I wor schu in die Startlöcher, di suachn gehn bei dem Nebel!" Nur gut, dass er nicht weiß, wie es um meine Orientierungskünste steht, sonst hätte er mich nie weggelassen.


Das Abendessen sowie den restlichen Abend verbrachte ich mit anregenden Gesprächen mit Marion und Doris, zwei sehr liebenswerten, herzlichen Frauen, die von ihren Reisen, Wanderungen und Erlebnissen erzählten. 



ERKENNTNISSE des Tages:



Das Gefühl von Wolke 7


Vorbilder findet man, indem man Menschen zuhört. 

Das Gipfelkreuz vom Tauernkogel - 2989m, in Wolke 7
Das Gipfelkreuz vom Tauernkogel - 2989m, in Wolke 7

Tag 30: Um 4 Uhr morgens hatte ich das letzte Mal auf die Uhr gesehen. Ich konnte einfach nicht schlafen. Im Lager war es wie in einem Kühlschrank, alles hat irgendwie ein wenig gezogen, alles war unbequem. Und draußen stürmte, regnete und hagelte es, was sich temperatur-und geräuschtechnisch auch im Inneren der Hütte ausgewirkt hatte. 

Um 7.30 Uhr war ich mit Doris und Marion zum Frühstück verabredet. Danach verabschiedeten wir uns. 

Auch ich startete bald darauf meine Wanderung bei knackigen 5 Grad plus und strahlend blauem Himmel. Nur mehr die "angezuckerten" Bergspitzen rundherum erinnerten an das Wetter von letzter Nacht. Eigentlich wollte ich nur auf das Hörndl gehen, aber ich entschied spontan auch den Hochgasser (2922m) zu gehen. Auch hier merkte man an den Steinen, dass sie zum Teil noch eisig waren, was das Gehen etwas mühsamer machte. Prinzipiell ist der Hochgasser eher ein bisschen langweilig, denn zum größten Teil geht man über Gesteinsplatten- und plättchen. Trotz Weste und Primaloft-Jacke wurde es am Gipfel sehr schnell eiskalt, weshalb ich nicht lange oben verweilte. 

Da ich schon gegen 12 Uhr mittags wieder unten war, beschloss ich auch auf das Hörndl zu gehen. Dazu musste ich zuerst nochmal 300 Meter absteigen, zu einem See, wo ich einen Mittagspausen-Zeichen-Zwischenstopp in der Sonne einlegte. Und dann ging es wieder ganz hinauf bis auf 2852m. Der Gipfel belohnte mich mit einer traumhaften Aussicht, einer absolut grandiosen    Fernsicht und Windstille. Ich holte mein Reisetagebuch raus und skizzierte das Gipfelkreuz. Es war herrlich da oben. So entspannend und entschleunigend! 

Beim Abstieg war ich erstaunt, dass mein Knie trotz der vielen Höhenmeter der letzten Tage (und ja, dafür, dass ich es eigentlich ruhiger angehen wollte waren es viel zu viele) kaum bis gar nicht jammerte! Aber ich merkte allgemein, dass meine Beine müde waren. 

Den Abend ließ ich in Gesellschaft von Sebastian, einem Biker aus Würzburg und Günther, einem Forscher aus Kitzbühel bei interessanten Gesprächen ausklingen. Für die kommende Nacht hatte ich mir einen Kopfpolster stibitzt, in der Hoffnung, dass ich damit besser schlafen würde. Aber die zwei Zirbenschnapserl mit den Jungs würden wohl auch etwas dazu beitragen. 



ERKENNTNISSE des Tages:


Berge sind nicht die Antwort auf alles. Aber du vergisst dort immerhin all deine Fragen! (Danke Liesi für den tollen Input)  

Hörndl 2852m, ein super schöner, wenig begangener Berg
Hörndl 2852m, ein super schöner, wenig begangener Berg