Tag 31 - Résumée nach 1 Monat

Wow - 31 Tage!

Kaum zu glauben. Nach der ersten Woche hatte ich das Gefühl, dass das Reisen, das Gehen, das Pilgern die Zeit bremsen würde. Jeder Tag wirkte unendlich lange - voll von neuen Eindrücken, Gefühlen und Erlebnissen. Und jetzt... die Tage sind nach wie vor voll von den beschriebenen Empfindungen und doch verrinnt die Zeit. Vielleicht ist das das Zeichen, dass ich mich an das Unterwegssein gewöhnt habe.


Tag 31: Mit Kopfpolster und 5 Grad Außentemperatur mehr war die letzte Nacht wahnsinnig erholsam! Nach dem Frühstück mit meinen neuen Freunden folgte wieder einmal ein Abschied. Der Abschied von Sebastian und Günther und der Abschied von Reinhold, dem Hüttenwirt und den Bergen. Bevor ich ging, unterhielten Reinhold und ich uns noch eine Weile. Er erzählte mir von seinen Bergabenteuern und seiner Sehnsucht wieder selber mehr zu sehen. "Woascht Magdalena, wennsch so a Hittn hoscht, bischt holt imma do und kaunnscht nit weg. Und jetzt hon i wieda as Gfüh. So a Kribbeln. Do ruafm die Berg und daun muas i gehn!", sagte er, schenkte mir als Andenken eine Anstecknadel der St. Pöltner Hütte und knüpfte mir das Versprechen ab, ihm aus Spanien zu schreiben.

Beim Abstieg vom Felbertauern Richtung Mittersill begleitete mich für einige Zeit ein Senner, der gerade nach seinen Kühen gesehen hatte. Er erzählte mir kurz von dem Leben als Bergbauer. Nachdem er gehört hatte, wo ich hinwollte, bot er mir einige Male an, dass er mich mit dem Auto mit nach Mittersill nehmen könnte, was ich jedes Mal dankend ablehnte. Lachend und ungläubig kopfschüttelnd verabschiedete er sich.

Abstieg, Abstieg, Abstieg... viele Kühe, wieder Bäume, die Berge rückten immer weiter in die Ferne... wehmütig und doch voller Vorfreude auf die Original-Jakobswegroute, ließ ich die hohen Berge hinter mir.

In Mittersill freute ich mich darauf, endlich wieder duschen zu können (denn bei der St. Pöltner Hütte gibt es nur Waschbecken) und verbrachte den restlichen Nachmittag damit, meine Wäsche zu waschen, zu dehnen und Aufgaben meines Kurses zu schreiben.


ERKENNTNISSE des Tages:


Dein Bauchgefühl ist der beste Kompass der Welt. Und wenn du genau weißt, was es dir sagt, dann hör darauf!

Die Zeit vergeht schneller, wenn man gewohnte Dinge tut. 


(Wen es interessiert, ich habe dazu einen interessanten Bericht gefunden: 

https://amp.welt.de/kmpkt/article193680827/Laut-Psychologen-Warum-die-Zeit-immer-schneller-vergeht-und-was-du-dagegen-tun-kannst.html

Wehmütig verabschiedete ich mich von den Bergen.
Wehmütig verabschiedete ich mich von den Bergen.

Résumée:


Nach dem ersten Monat meiner Wanderung und auch schon währenddessen habe ich feststellen dürfen, wie viel Herzlichkeit, Offenheit, Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft einem entgegengebracht wird, wenn man sich Zeit nimmt mit Menschen zu reden.

Ich denke, dass jeder und jede meiner Wegbegleiter, auch wenn der Weg noch so kurz war, diese Reise - diese Lebenserfahrung - zu etwas Besonderem gemacht haben. Wenn man zuhört und offen dafür ist, kann man so vieles von den Erlebnissen und Erzählungen anderer lernen.

Auch körperlich merke ich die ersten Veränderungen. Meinen Rucksack kann ich enger schnallen, die Hose wird weiter, meine Beine kräftiger und eine Haut braun (naja... vielleicht hellbraun, ok na gut... ich bin zumindest nicht mehr ganz so weiß).