Tag 43 + 44

Letzte Nacht kam im Traum ziemlich viel hoch, was mich offensichtlich unbewusst noch sehr beschäftigt. Und trotzdem war ich beim Aufwachen schlagartig besser gelaunt. Das Frühstück schmeckte irgendwie eigenartig. Hinter mir hörte ich andere Gäste reden:"Des is a Frechheit. Des is seit 12 Johr abglaufm!" Aha... Rätsel gelöst! 

Das Wetter war eher herbstlich, aber das störte mich nicht. Im Gegenteil, ich freute mich sogar darüber. Schnellen Schrittes ging ich über den Planetenlehrpfad, lernte dabei etwas über Ganymed, schwelgte in Erinnerungen und telefonierte mit Anja, was immer hilft zu lachen und das Leben mit ein bisschen mehr Humor zu sehen.

Bei 12 bis 17 Grad, etwas Nebel und manchmal Regen, pilgerte ich über Forststraßen, Wald-und Schotterwege.

Während einer Pause auf einer Bank begann ich plötzlich stark zu schwitzen und mich quälten Bauchkrämpfe. Ich war wirklich froh, in der Nähe einer sauberen, öffentlichen Toilette zu sein...

In Arzl begegnete ich einer älteren Dame, die mir in den darauffolgenden 45 Minuten alles erzählte, von ihrem Sohn, wann ihr Sohn mit welchem Freund etwas trinken geht, in welchen Schulen sie gearbeitet hatte, wie sie ihren Mann kennengelernt hatte,... und lud mich ein, bei Gelegenheit sie daheim zu besuchen. Sie freute sich so sehr darüber, dass ihr jemand zuhörte.

Im Hostel in Innsbruck angekommen, beschallte mich meine Zimmerkollegin mit Beschwerden über das 26,50€ teure (samt Frühstück, so billig habe ich schon lange nicht genächtigt) Hostel, über die Fahrpreise der Öffis, über die Ausstattung des Hostels, über den Geschmack ihres Dosenkaffees, über einfach alles. Sie antwortete leider nicht auf meine Fragen bzw. redete unzusammenhängende Dinge. Es war etwas mühsam, denn sie ignorierte meine Versuche zu lesen konsequent und schimpfte mir weiter von dem AMS in Deutschland vor. Ein Energievampir durch und durch. 


ERKENNTNIS des Tages:


Man muss nicht ins Ausland, um sich beim Essen eine Lebensmittelvergiftung zu holen. Ergo, wenn Dinge komisch schmecken, iss sie nicht weiter, sonst muss dein Körper damit fertig werden. 

herbstliche Stimmung
herbstliche Stimmung

Tag 44: Ich packte gemütlich meine Sachen und machte mich auf den Weg Richtung Hauptbahnhof, wo Stefan (die Bekanntschaft von der Gaudeamushütte) schon auf mich gewartet hat. Stefan hat kurzerhand beschlossen mich ein paar Tage zu begleiten, was mich sehr freut, denn Gesellschaft beim Gehen ist eine willkommene Abwechslung.

Gemeinsam starteten wir los. Raunz ... knarz ... quietsch... raunz... knarz... mit der Begleitmelodie, deren Komponist und zugleich Artist mein Rucksack war, gingen wir die Straßen entlang. Beim nächsten Sportgeschäft huschte ich hinein und erläuterte dem netten Angestellten mein Problem. Er bearbeitete das Gestänge meines Rucksackes mit Silikonspray. Rucksack rauf, Probeschritte...

... knarz... 

... quietsch... 

... KNACKS... 

... QUIETSCH... 

... KNACKS... 

... KNARZ... 

... RAUNZ...

... es war nur noch lauter und noch nerviger. Aber he.. es war zumindest gratis. Ein klassischer Fall von "Da Papa wirds scho richten". 

Ich quietschte also weiter in die Innenstadt zum Jakobsdom. Das war schon ein Meilenstein. Wir kamen am Hauptplatz an einem kleinen Souvenirladen vorbei, wo die Weihnachtsdekoration im Regal meinen Blick fing. Ich kam mit der absolut herzlichen Verkäuferin Monika ins Gespräch. Nach kürzester Zeit entwickelte sich ein sehr ergreifendes, rührendes und motivierendes Gespräch (Danke dafür, Monika! Du hast meinen Tag bereichert). Ich versprach ihr eine Postkarte zu schreiben und verabschiedete mich.

Da es ein wunderschöner Sommertag war, machten wir einen Stopp zum Abkühlen am Inn. 

Ein paar Kilometer später machten wir eine kurze Kaffeepause und entschieden uns dazu, in das nahe gelegene Sportgeschäft zu gehen, um für Stefan eine Kappe zu kaufen. Es uferte ein bisschen aus. Stefan fand ein geniales Kapperl und ein Tshirt und ich nahm eine ultrabequeme Chillaz- Hose in mein Rucksacksortiment auf. Glücklich über unsere Errungenschaften, gingen wir auf flachen, einfachen Wegen dahin, immer wieder an netten Sprüchen auf Holztafeln und Pilgerkästchen vorbei, bis wir auf einer Tafel lasen, dass es für Pilger gratis Suppen gibt. Dieses Angebot ließen wir uns nicht entgehen und kehrten für unser Abendessen bei der Branger Alm ein. Im orangen Licht des Sonnenuntergangs bewältigten wir die letzten Kilometer bis Inzing zu unserem Hotel. 


ERKENNTNISSE des Tages:


Rucksäcke quietschen nach Silikonspray nur noch mehr. 

Shoppen macht glücklich. 

Chillazhosen sind soooo bequem. 



Shoppen kann glücklich machen
Shoppen kann glücklich machen