Tag 56 + 57

In der märchenhaftesten Winterlandschaft und unter strahlend blauem Himmel verließen wir unsere Luxus-Notunterkunft der letzten Nacht. Wir entschieden uns dazu, die Passstraße zu nehmen, denn irgendwie hatten wir heute alle drei keine besonders große Lust wieder hüfthohch im Schnee zu stecken.

Die drei Pilgertiere (wie wir uns von heute an nennen) kamen sehr schnell voran und genossen die traumhafte Aussicht auf die verschneiten Berge, die uns im strahlenden Sonnenschein tausendfach entgegen funkelten.

Mit jedem Kilometer, den wir gingen, wurde auch der Schnee weniger und es kam im Tauwetter fast Frühlingsstimmung auf. Auf einem Wiesenstück zeigte dann die Sonne wieder, was sie kann und der Sommer war zurück. Und im Wald war es eindeutig Herbst, denn das abgefallene Laub raschelte unter den Wanderschuhen. Also eine richtige 4-Jahreszeitenwanderung.

Schon zu Mittag hatten wir 21km zurückgelegt und kehrten deshalb für eim warmes Mittagessen bei einer Pizzeria ein. Die Pause nutzten wir auch, um die nächste Unterkunft zu suchen, doch vor Bludenz sollten wir keine finden. Also mussten wir noch ca 15km mehr gehen als geplant.

Also Beine in die Hand nehmen und weiter. 

In Braz kam es leider anders als gedacht. Aus gesundheitlichen Gründen musste Helfried leider abbrechen und die motorisierte Variante nach Bludenz nehmen. Dort trafen wir uns später wieder und ließen unsere tolle gemeinsame Zeit bei einem Abendessen Revue passieren, bevor er mit dem Nachtzug die Heimreise antrat.

Nach den heutigen fast 39km verbrachte ich die Nacht im Schlosshotel, was die billigste Unterkunft in Bludenz war.


ERKENNTNISSE des Tages:


3 Pilgertiere bilden eine Pilgerherde. 

Manchmal kommt es anders als man denkt.

Auf seinen Körper zu hören hat nichts mit aufgeben oder versagen zu tun! 

Hallo Vorarlberg!
Hallo Vorarlberg!

Tag 57: Die Nacht im Schlosshotel war leider nicht so erholsam wie geplant. Der Mann im Nebenzimmer schnarchte so laut, dass sein Fernseher gar nicht mehr so störend wirkte. Es folgte eine sehr unruhige Nacht, in der ich mich ständig herumdrehte und wirres Zeug träumte.

Und trotzdem begann der neue Tag sehr schön, denn meine nächste Etappenbegleitung war schon auf dem Weg zu mir. Um halb 9 Uhr morgens kam Magdalena (siehe Tag 35) mit dem Zug in Bludenz an und wir starteten gemeinsam Richtung Nüziders. Wir hatten uns viel zu erzählen, was bergauf gar nicht immer so einfach war. Das Wetter war uns gnädig, denn es war nur bewölkt, regnete aber nicht. Wir kamen gut voran bis auf die letzten 2 Stunden, die wir eher schleppend zurücklegten. Da merkte ich doch die vielen Kilometer der gestrigen Etappe.

In Feldkirch trafen wir uns im "Bärenkeller" noch mit Reini, dem niederösterreichischen Pilger, der von Wien aus zu Fuß gestartet war (nur um das nochmal richtig zu stellen) und führten lustige und auch berührend ehrliche Gespräche bei einer Flasche Wein. Hier durften wir auch Tina, eine wunderbare Frau (meine lieben Männer aufgepasst - und Single 😉) kennenlernen. Ein schöner Ausklang für einen schönen Tag, obwohl es Abschied nehmen hieß. 


ERKENNTNISSE des Tages:


Wandern ist wie das Leben selbst - es geht immer wieder bergauf und bergab!

Die Mehrzahl von "Oma" ist nach Weinkonsum "Omen". 

In Begleitung ist es einfach schöner
In Begleitung ist es einfach schöner