Tag 74 + 75

Heute war so ein Herbsttag - so einer, wo es den ganzen Tag trüb und irgendwie grau bleibt. So einer, wo die gelb gefärbten Blätter im kalten Nordwind tanzen. Einfach schön...und schön kalt.

Die heutige Etappe führte mich sehr abwechslungsreich über Straßen, Feldwege, Wiesenpfade, über Weiden, durch den Wald, einen Bach entlang, zwischendurch wieder durch kleinere und größere Ortschaften. Die Landschaft hat sich verändert. Die hohen Berge liegen hinter mir und sanfte Hügel, fast wie zuhause, liegen vor mir. Auch die Sprache hat sich verändert, anstatt des mir mittlerweile schon so vertraut erscheinenden "Grüezi" werde ich ab jetzt (wahrscheinlich mind. die nächsten 6 Wochen) mit "Bonjour" begrüßt, denn ich habe die französisch-sprechende Schweiz erreicht. Im Franziskanerkloster (Couvent des Cordeliers) in Fribourg genoss ich die Vorzüge einer Selbstversorgerküche mitsamt warmen, selbstgekochtem Essen und WLAN. Den restlichen Abend werde ich damit verbringen, meine Französischkenntnisse wieder aufzufrischen, denn: J'ai des difficultés avec la langue.


ERKENNTNIS des Tages:


Von 8 Jahren Französischunterricht in der Schule ist genau das Lied "Salut ça va" hängen geblieben.



Bienvenue à Fribourg
Bienvenue à Fribourg

Tag 75: Hui ui ui.. der heutige Tag begann schon mal mit Action. Ich versuchte die verstaubten Französisch-Vokabel aus dem letzten Winkel meines Hirns, da wo ich sie seit mehreren Jahren ungestört deponiert hatte, hervorzukramen und reservierte ein Zimmer bei einer Privatunterkunft. Schon merkwürdig wie nervös mich das werden lässt, vor allem am Telefon. Wobei zu Beginn meiner Reise hat mich das Reservieren eines Zimmers auch in meiner Muttersprache nervös gemacht.

Nachdem die erste Hürde bewältigt war, musste ich quer durch Fribourg. Eine schöne Stadt, aber eben eine Stadt. Nachdem ich durch das Labyrinth aus Beton und Asphalt geirrt war, kam ich endlich in ein Waldstück. Dafür war wieder Zeit für das Poncho-Spiel. Heute war ich wirklich flott unterwegs, was mich wunderte. Nachdem ich zu Mittag in einem Waldhäuschen gerastet hatte, traf ich auf zwei andere Pilger. Wir plauderten und gingen eine Weile gemeinsam. Danach trennten sich unsere Wege, als sie eine Rast einlegten.

In den letzten zwei Stunden kam sogar die Sonne ein wenig raus. Dafür war diese Strecke leider ausschließlich auf geteerten Straßen zu gehen, was meine Füße nicht so toll fanden. In Romont angekommen, eineinhalb Stunden früher als erwartet, fragte ich auf halb Französisch, halb Zeichensprache nach dem Weg, denn irgendwie konnte ich es nach der Karte nicht finden. Und voilà - geschafft ! Das Gespräch mit den Gastgebern blieb zwar aus, wobei ich mir nicht sicher bin, ob wegen der Sprachbarrieren oder wegen Covid, aber ich bin froh, meine geschundenen Füße hochlegen zu können und mich auszuruhen.


ERKENNTNISSE des Tages:


Auf Französisch telefonieren fördert Stottern und Verlegenheit. 


Champignon-Creme-Tassensuppe mit Haferflocken als Einlage, also Suppen-Porridge, ist ein super Abendessen, das mit einem Wasserkocher zuzubereiten ist. 

Herbst-Farbenspiel
Herbst-Farbenspiel